Die ganze Geschichte begann etwas holprig. Lilli wollte nämlich clever sein und sah als sie durch Barriere fuhr, rechts neben dem HWY 5 die Straße mit dem Namen Westsyde Road. Diese muss ich doch auch von Kamloops aus Richtung Thistle Farm fahren, das muss die gleiche sein. Also rauf auf diese. Nur nach wenigen Metern war diese Straße nicht mehr asphaltiert. Langsam tuckerte ich dahin und hatte nach schätzen wir mal 20 bis 25 km wieder richtigen Belag unter meinen vier Reifen. Äääähm. Ich meinte drei. Denn einer war platt. So blieb mir nix anderes übrig als den nächsten vorbeikommenden Autofahrer anzuhalten. Das klappte auch sofort und schnell war der Reifen gewechselt. Beim nächsten Mal schaffe ich das allein. Das sah wirklich easy aus. Auf der Farm angekommen, wurde gerade eine andere junge Deutsche, die hier vier Wochen verbrachte, verabschiedet. Blieb noch Nicole, die schon fünf Tage hier war und mir zunächst mal alles erklärte. Die Farmerfamilie machte gleich einen netten Eindruck auf mich und ich war mir sicher, hier ein paar schöne Tage verbringen zu können. Ich hatte ein Zimmer im Nebenhaus und machte es mir hier gemütlich. An meinem ersten Arbeitstag war 6 h Möhren ernten angesagt. Manch einer findet das jetzt vielleicht langweilig, aber mir hat es wirklich Spaß gemacht. Es ist halt mal was anderes als 8 h sich mit Immobilien zu beschäftigen. :-) Am Freitag war dann Großeinsatz für den Markt am Samstag. Hier mussten diverse Gemüsearten gewaschen, sortiert und verpackt werden. Alles kein Problem, hatte ich doch Erfahrung durch meine virtuelle Farm im Internet. Am Samstag und Sonntag hatte ich frei und ging hiken bzw. in die Stadt Kamloops. Da die Farm etwas außerhalb der Stadt lag und abends mich immer die Langeweile plagte, bat ich Ryan, den Farmerssohn um ein Animationsprogramm. So gingen wir Sonntagabend auf Deer Schau, sahen aber keine und ließen den Abend am Lagerfeuer ausklingen. Nachdem ich mich am Montag um den Rotkohl gekümmert hatte, folgte Teil 2 des Animationsprogrammes. Mit Flashlight ging es auf eine Nachtwanderung, die es in sich hatte. Und dann sahen wir ein Deer und was für eins. Plötzlich stand es ein paar Meter vor uns und rannte auf uns zu. Wir sprangen auf den Zaun und der Hirsch zischte nur Zentimeter neben uns vorbei. Puh. Endlich bekam ich meine Action. Arbeitstechnisch stand in den nächsten Tagen weiter der Kohl und die Großaktion "Greenhouse Cleaning" auf dem Programm. Nach dem Abendessen am Freitag gab es dann noch eine Nachtfahrt mit Ryan. Bären sahen wir leider nicht, dafür aber einige Deer´s und einen Coyoten, der sich an einem toten Deer zu schaffen machte. Samstag fuhr ich dann mit auf dem Markt. Das hieß 4.30 Uhr aufstehen, LKW packen und los. In der Stadt Marktstand aufbauen und ab 8 Uhr soviel wie möglich Gemüse unter das Volk bringen. Es war ein guter Tag. Angela, die für die Thistle Farm arbeitete, hatte ihren kleinen Sohn dabei. Der war richtig spitze. Der kann später Vertreter werden. Ein großer Teil des Umsatzes geht auf seine Kappe. Am Abend fand dann noch eine kleine Halloween Party auf der Farm stand. Freunde der Familie kamen zum essen und Spaß haben. Alle waren super drauf und so hielt ich auch nach dem frühen Aufstehen bis 1 Uhr morgens durch. Der Sonntag war dann eher ruhig für mich, bevor ich am Montag meinem letzten Arbeitstag, mich noch einmal um das Gewächshaus kümmerte. Am Dienstag hatte ich bereits frei, dekorierte aber um 6 Uhr morgens bereits die Küche, da Debbie, die Farmersfrau Geburtstag hatte. Anschließend fuhr ich zum Visitor Center in der Hoffnung dort endlich ein paar Postkarten von Kamloops zu ergattern, die ich seit Tagen vergebens suchte. Und? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich bekam welche. Gegenüber befand sich die Aberdeen Mall und so huschte ich noch schnell durch die Gschäfte, nahm zwei Jeans für insgesamt 40 Dollar mit und fuhr in den Kenna Cartwright Park zum hiken. Mittwoch verließ ich die Farm und irgendwie verging die Zeit doch viel zu schnell. Ich habe mit Debbie, Dieter, Ryan, Carol, Hanny, Werner, Angela, Laura, Pat und Bran viele tolle Menschen kennengelernt und vielleicht schaffe ich es ja hin und wieder mit ihnen in Kontakt zu treten und im September 2012 gibt es ja das Erntedankfest und wer weiß, vielleicht bin ich mit von der Partie.
Mein Weg führte mich nun über den Lac Le Jeune und Logan Lake nach Vancouver. Kurz vor Vancouver übernachtete ich noch einmal und zwar im Auto, gab am nächsten Morgen meinen Flitzer am Flughafen ab und erwartete für den Abend meinen Bruder. Damit dieser mal richtig gefordert wird, hab mich mir einige spannende Dinge überlegt. Aber davon später mehr.
bis dahin
eure Lilli
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